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Gründung und Entwicklung der Historischen Kommission für Hessen

Die Historische Kommission für Hessen blickt auf eine mehr als 125-jährige Geschichte zurück und zählt zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Einrichtungen zur Erforschung der hessischen Landesgeschichte. Gegründet wurde sie im Jahr 1897 in Kassel, in einer Zeit, in der das Interesse an der systematischen Erforschung und Dokumentation regionaler Geschichte in Deutschland stark zunahm. Die Gründung erfolgte auf Initiative führender Historiker, Archivare und Vertreter des öffentlichen Lebens, die das Ziel verfolgten, die Geschichte Hessens auf wissenschaftlicher Grundlage zu erforschen und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die ersten Jahrzehnte ihres Bestehens waren geprägt von der Sammlung und Edition zentraler Quellen zur hessischen Geschichte. Bereits frühzeitig entwickelte die Kommission enge Beziehungen zu den staatlichen Archiven, Universitäten und anderen wissenschaftlichen Gesellschaften. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Kommission stetig, nicht zuletzt durch die politische Neuordnung Deutschlands nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Die Neugliederung Hessens nach 1945 führte dazu, dass sich die Aufgabenbereiche der Kommission erweiterten: Sie übernahm eine koordinierende Rolle bei der landesgeschichtlichen Forschung in ganz Hessen.

Mit dem Übergang ins digitale Zeitalter hat sich auch das Arbeitsfeld der Historischen Kommission für Hessen weiterentwickelt. Digitale Editionen, Online-Datenbanken und innovative Forschungsprojekte prägen heute das Bild der Kommission. Trotz aller Veränderungen ist sie ihrem Gründungsauftrag treu geblieben: die Erforschung, Dokumentation und Vermittlung der Geschichte Hessens.

Aufgaben und Zielsetzungen der Kommission

Aufgaben und Zielsetzungen der Kommission

Die Historische Kommission für Hessen verfolgt seit ihrer Gründung ein klares Ziel: Die Förderung, Koordination und Durchführung wissenschaftlicher Forschung zur Geschichte Hessens in all ihren Facetten. Dies umfasst sowohl die politische als auch die soziale, wirtschaftliche, kulturelle und kirchliche Entwicklung des Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

Ein zentrales Aufgabenfeld ist die Edition historischer Quellen. Die Kommission gibt zahlreiche Urkundenbücher, Regestenwerke sowie Editionen von Amtsbüchern und Chroniken heraus. Diese Publikationen bilden eine unverzichtbare Grundlage für weitere Forschungen zur Landesgeschichte. Darüber hinaus organisiert sie Tagungen, Workshops und Vortragsreihen zu aktuellen Themen der Regional- und Landesgeschichte.

Zu den weiteren Zielsetzungen gehört die Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen. Die Kommission versteht sich als Plattform für den interdisziplinären Austausch zwischen Historikern, Archivaren, Archäologen und anderen Fachleuten. Sie fördert innovative Forschungsansätze ebenso wie bewährte Methoden der Geschichtswissenschaft.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie auf der Popularisierung historischer Erkenntnisse in einer breiten Öffentlichkeit. Die Vermittlung von Geschichte – sei es durch Publikationen, Ausstellungen oder digitale Angebote – bildet einen wichtigen Teil ihrer Arbeit.

Zentrale Aufgabenbereiche Beschreibung
Quellenerfassung & -edition Herausgabe von Urkundenbüchern, Regestenwerken & Chroniken
Wissenschaftliche Vernetzung Organisation von Tagungen & Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit
Nachwuchsförderung Stipendienprogramme, Betreuung von Qualifikationsarbeiten
Öffentlichkeitsarbeit Ausstellungen, Vorträge & digitale Angebote
Kooperation mit Institutionen Zusammenarbeit mit Archiven, Museen & universitären Einrichtungen

Bedeutende Forschungsprojekte und Publikationen

Die Historische Kommission für Hessen hat im Laufe ihrer Geschichte eine Vielzahl wegweisender Forschungsprojekte initiiert und begleitet. Besonders hervorzuheben sind dabei umfangreiche Editionsprojekte sowie groß angelegte Forschungsinitiativen zur Sozial-, Wirtschafts- oder Rechtsgeschichte Hessens.

Eines der bekanntesten Projekte ist das "Hessische Urkundenbuch", das seit Beginn des 20. Jahrhunderts kontinuierlich fortgeführt wird. Es enthält Tausende mittelalterlicher Urkunden aus hessischen Archiven und bildet eine unverzichtbare Grundlage für jede Beschäftigung mit mittelalterlicher Landesgeschichte. Ein weiteres zentrales Werk ist das "Regestenwerk zur Geschichte des Klosters Fulda", das Forscherinnen und Forschern weltweit Zugang zu bislang schwer zugänglichen Quellen verschafft.

Im Bereich der modernen Landesgeschichte ist insbesondere das Projekt "Hessen im Nationalsozialismus" hervorzuheben. Hier wurden erstmals systematisch Aktenbestände aus verschiedenen Archiven ausgewertet, um die NS-Zeit in Hessen umfassend zu dokumentieren. Das daraus hervorgegangene mehrbändige Werk gilt heute als Standardwerk zum Thema.

Auch im digitalen Bereich setzt die Kommission Maßstäbe: Mit Projekten wie dem "Digitalen Familiennamenbuch Hessens" oder dem Online-Portal "Regesta Imperii" leistet sie Pionierarbeit bei der Bereitstellung digitaler Ressourcen für Forschende weltweit.

Wichtige Publikationsreihen:

  • Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen (VHKH)
  • Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus in Hessen
  • Regestenwerke zu einzelnen Klöstern oder Adelsfamilien
  • Digitale Editionen (z.B. Digitales Familiennamenbuch)

Diese Projekte zeichnen sich durch hohe wissenschaftliche Standards aus; viele gelten national wie international als vorbildlich hinsichtlich Methodik und Präsentation.

Zusammenarbeit mit Archiven, Museen und anderen Institutionen

Eine zentrale Stärke der Historischen Kommission für Hessen liegt in ihrer engen Kooperation mit einer Vielzahl an Institutionen im In- und Ausland. Von Anfang an war es ein erklärtes Ziel der Kommissionsarbeit, Synergien zwischen verschiedenen Trägern historischer Überlieferung herzustellen – allen voran den Staatsarchiven in Darmstadt, Wiesbaden und Marburg sowie den Stadtarchiven großer hessischer Städte wie Frankfurt am Main oder Kassel.

Durch gemeinsame Projekte werden Bestände erschlossen, konserviert oder digitalisiert – ein Beispiel hierfür ist die Kooperation mit dem Hessischen Staatsarchiv Marburg, wo umfangreiche Quellenbestände zum Mittelalter systematisch bearbeitet werden konnten. Auch Museen profitieren von dieser Zusammenarbeit: Bei Ausstellungen zur hessischen Landesgeschichte bringt die Kommission ihre fachliche Expertise ein oder unterstützt bei Katalogprojekten wie zuletzt bei der Ausstellung „Hessen unter Napoleon“ im Museum Wiesbaden (2021).

Nicht minder wichtig ist die Zusammenarbeit mit Universitäten – etwa bei Graduiertenkollegs oder Forschungsverbünden wie dem „LOEWE-Schwerpunkt“ zur Vormoderne Hessens an der Justus-Liebig-Universität Gießen (seit 2018). Solche Partnerschaften ermöglichen es Studierenden wie erfahrenen Wissenschaftlern gleichermaßen, innovative Fragestellungen gemeinsam zu bearbeiten.

Darüber hinaus pflegt die Kommission Kontakte zu internationalen Partnern – etwa bei Projekten zum Haus Hessen-Kassel oder zum Adelsnetzwerk Europas im Mittelalter –, was nicht nur den wissenschaftlichen Austausch fördert, sondern auch neue Perspektiven auf die hessische Geschichte eröffnet.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und der Regionalforschung

Die gezielte Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zählt seit Jahrzehnten zu den Kernaufgaben der Historischen Kommission für Hessen. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Unterstützung durch Stipendien oder Reisekostenzuschüsse; vielmehr bietet die Kommission vielfältige Möglichkeiten zur aktiven Mitarbeit an laufenden Projekten sowie zur Präsentation eigener Forschungsergebnisse im Rahmen von Tagungen oder Publikationsreihen.

Insbesondere Doktorandinnen und Doktoranden profitieren vom intensiven Austausch mit erfahrenen Forscherinnen und Forschern innerhalb des Netzwerks: Durch Mentoring-Programme werden sie gezielt gefördert; eigene Beiträge können beispielsweise in den renommierten Reihen „Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen“ publiziert werden – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer akademischen Karriere.

Auch im Bereich Regionalforschung setzt sich die Kommission aktiv dafür ein, dass lokalgeschichtliche Themen wissenschaftlich fundiert bearbeitet werden können: Sie unterstützt lokale Initiativen ebenso wie größere Forschungsverbünde (z.B. zum Thema Migration nach Hessen seit dem 19. Jahrhundert). Damit trägt sie dazu bei, dass auch weniger bekannte Aspekte hessischer Geschichte erforscht werden – etwa Dorfgeschichte oder Alltagskultur –, was wiederum einen wichtigen Beitrag zum Verständnis gesellschaftlicher Entwicklungen leistet.

Maßnahmen zur Nachwuchsförderung:

  1. Vergabe von Stipendien an Promovierende
  2. Organisation von Workshops speziell für Nachwuchswissenschaftler
  3. Betreuung studentischer Abschlussarbeiten durch Mitglieder
  4. Bereitstellung digitaler Ressourcen für eigene Recherchen
  5. Veröffentlichungsmöglichkeiten in etablierten Reihen

Diese Maßnahmen zeigen nachhaltige Wirkung: Viele heute renommierte Historikerinnen und Historiker haben ihre ersten Schritte im Umfeld der Historischen Kommission gemacht – ein Beleg für deren zentrale Rolle bei Ausbildung neuer Generationen landesgeschichtlich arbeitender Forscherinnen und Forscher.

Bedeutung für die Vermittlung regionaler Geschichte in der Öffentlichkeit

Neben ihren klassischen Aufgaben nimmt die Historische Kommission für Hessen heute eine immer wichtigere Rolle als Vermittlerin historischen Wissens wahr – sowohl gegenüber einem Fachpublikum als auch gegenüber einer breiteren Öffentlichkeit jenseits universitärer Kreise.

Durch populärwissenschaftliche Publikationen erreicht sie Leser weit über den engeren Kreis historisch Interessierter hinaus; Ausstellungskataloge wie „Landgraf Philipp von Hessen“ (2017) oder Sammelbände zu aktuellen Themen bieten allgemein verständliche Zugänge zu komplexer Forschungsliteratur. Öffentliche Vorträge – häufig auch online abrufbar – ermöglichen es Bürgerinnen und Bürgern aller Altersgruppen, Einblicke in neueste Erkenntnisse zu gewinnen; dies gilt besonders während Gedenkjahren (z.B. 2021 zum 75-jährigen Bestehen des Bundeslandes Hessen).

Zudem nutzt die Kommission verstärkt digitale Kanäle: Über ihre Website www.historische-kommission-hessen.de stehen zahlreiche Ressourcen frei zugänglich bereit – darunter Datenbanken mit Personenregistern oder Ortschroniken sowie multimediale Angebote wie Podcasts oder Videovorträge über YouTube-Kanäle kooperierender Institutionen.

Ein weiteres zentrales Anliegen ist es dabei stets gewesen, die Ergebnisse regionalhistorischer Forschung auch bildungspolitisch nutzbar zu machen: Lehrkräfte erhalten Unterstützung bei Unterrichtsmaterialien; Schulklassen werden gezielt angesprochen, um historische Themen altersgerecht aufzubereiten. So trägt die Arbeit maßgeblich dazu bei, das Bewusstsein für regionale Identität und demokratische Werte langfristig zu stärken – ein Anliegen, das angesichts gesellschaftlicher Herausforderungen aktueller denn je erscheint.

Wichtige Beiträge zur öffentlichen Vermittlung regionaler Geschichte:

  • Herausgabe allgemeinverständlicher Sachbücher
  • Entwicklung digitaler Lernplattformen
  • Durchführung öffentlicher Vortragsreihen
  • Kooperation mit Schulen & Bildungseinrichtungen
  • Präsenz auf Social Media & digitalen Medienplattformen

Die kontinuierliche Präsenz im öffentlichen Diskurs macht deutlich: Die Historische Kommission für Hessen bleibt ein zentraler Akteur, wenn es darum geht, Vergangenheit lebendig werden zu lassen – für alle Generationen, in ganz unterschiedlichen Formaten und stets am Puls aktueller Debatten um Identität, Erinnerungskultur und gesellschaftliches Miteinander.